Sonntag, 8. Juli 2007

PUFFs SFFFFs BUMPPPFFLs - wozu gibt's checklisten ;-)

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Mein Tag 2: Fliegen S-Afrika ist doch ein bisserl anders…

Jaja, die gute, alte Check List. Sie sollte ein fliegerischer Reisebegleiter sein, wie der Reisepass selbst. Doch: andere Länder, andere Sitten! „Stell Dir vor, die Checklist fällt Dir im Busch beim Runup aus dem Fenster – was machst’ dann?“ meint unser Busch-Vater mit ironischem Unterton. Zugegeben, in diesem Fall – da hat der Big-Boss Recht – sollte man sich zu helfen wissen. Meiner Meinung nach ist dieser (Unglücks-) Fall jedoch genauso wahrscheinlich, wie der Umstand, dass mir ein Raubtier den rotierenden Propeller abbeißt. Ich ordne mich jedoch gehorsam unter, schließlich bin ich ja hier das Greenhorn!

Also, ohne offizieller C172-Checklist und nach 5 verschiedenen PUFFS’s, SFFFF’s, BUMPPFFL’s und retour (jede einzelne Ankürung führt zu einer Eselsbrücke, die wiederum Rückschluss auf die jeweiligen Do’s and Dont’s zulässt) starten wir unser Tagesprogramm.

[Anmerkung der Redaktion:
Ein weiteres Beispiel:
CIGFTPR - Before taking off use this check list:
C - move controls freely
I - instruments function ion
G - gas
F - flaps
T - trim
P - props set for take off
R - run up the engine]

Schon auf der Taxi-Line zur RW 36 in FABB werde ich „hart geprüft“ (wobei ich ja jetzt noch glaube, da war eine versteckte Kamera im Spiel): Beim kleinsten vermeintlichen Verlassen der gelben Linie „hupft“ mein Fluglehrer in die Bremsen, um mich auf den rechten Weg zurückzuführen. Gut, ich versuche also, perfekt zu sein. Fällt ja auf einem neuen Platz, in einem neuen Luftraum, in einem neunen Land, auf einem neuen Kontinent, auf einer neuen Welthalbkugel auch gar nicht schwer….

Doch dann was wirklich tolles: Short-Flield Take Off: Controlls-Pull, 10° Flaps, Full-Throttle, Breaks Relase: bei knappen 40 Knoten eiert meine Maschine schon nur mehr am Hauptfahrwerk dahin, dann ca. 1m über Boden fahrt aufnehmen, und bei 70 KT -> steil bergauf! Toll, wieder eine neue Erfahrung! Wir machen eine Zwischenlandung in FASI (Springs), wo wir ein kleines „Frühstücks-Fly-In“ gerade verpassen, und gleich weiter nach BLOEMENDAL, einem aufgelassenen, NICHT in der Karte eingezeichneten Militärplatz. Na Bum. Schau’ ma’ mal. Doch trotz allem Schauen, der Platz war nicht zu finden. Einer der Instructors hat zwar gemeint: „the strip is right in the corner of these two roads, I know this, because I live there“, doch scheinbar wohnt der Mann doch weiter weg, den wir haben den Low-Flight (nur 50 ft AGL, super, a Wahnsinn!!!) über einem eingezäunten Mistplatz absolviert…

OK, war hat nix, weiter also nach DELMAS, den haben wir dank meiner Flugvorbereitung gut gefunden. Das diese Vorbereitung aber doch nicht so toll war, sollte sich später herausstellen.

Wir üben also den „echten“ Bushpilot-Aproach: Inspektionsrunden in 1000ft, 300 ft und schließlich 50 ft. Ich hab ein wenig Schwierigkeiten, die Runde korrekt zu fliegen. Alles neu, keine Auffanglinien, Nervosität. Mein Instructor versucht zu beruhigen, fordert mich aber immer wieder mit strengen Anforderungen heraus. Schwitz. Aber das muss scheinbar so sein. Nach 2 T&G geht’s weiter nach FAHG (Heidelberg), ich schau’ auf meine Flugvorbereitung und ahne schon beim ersten Blick böses: Hab ich mich doch tatsächlich verschreiben, und statt 223° 323° notiert. Upps. Wir peilen also Heidelberg-VOR (AD) an, und lassen uns hinschleppen. Das darf mir nicht noch einmal passieren!

Auf dem Weg nach Heidelberg trainiere ich (weiter) meinen rechten Oberschenkel, denn mit fast vollem Seitenruder kann ich die um die Höhenachse instabile Maschine gerade halten. Mein „Kugerl“ wäre sonst zu Gänze außerhalb der beiden Referenzstriche…

Diesbezüglich lerne später ich wieder einen S-Afrikanischen Brauch dazu: Mein Insructor versucht, das Trimmbleich von Hand mit voller Kraft zu recht zu biegen. Ich kann’s nicht glauben, habe ich doch gelernt, nicht einmal in die Nähe dieses „zarten Blecherls“ zu kommen. Anyway, er wird’s schon wissen, denkt sich der gelehrige Schüler und schweigt.

Nach Heidelberg geht’s zurück in die (fast schon) fliegerische Heimat, FABB (Brakpan). Nach einer Verschnaufpause bei herrlich Gegrilltem im Freien (wieder ein großes Danke an unseren Bush-Vater) machen wir noch 1h Platzrunden, und ich versuche den Platzbereich zu verinnerlichen. Nicht ganz leicht, mich auf eine „Smooth Landing“ zu konzentrieren, hängt doch mein Gasseil und weniger als 1100 RPM sind nicht möglich. Daher ist „Throttle Idle“ über der Schwelle nicht möglich, was ich mit einem afrikanisch-österreichischen Kenguru-Sprung bei einer Landung ohne Klappen und erhöhter Geschwindigkeit zu bezahlen habe. Aber auch hier gilt der SA-Brauch: „No problem, in case of a throttle-problem, you have to adjust the power setting by leaning the mixture and shutting of the engine above the airstrip“. Easy, isn’t it?

Alles in allem ein sehr lehrreicher Tag! Wie gewohnt rundet ein Schmankerl-Essen mein „Wirt’n ums Eck“ (Spurs Steak House) unseren Flugtag ab, und es macht richtig Spaß, mit meinen lieben Kollegen alles zu bequatschen! Schön, dabei zu sein.

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