Dienstag, 24. Juli 2007

Raoul berichtet - seine Eindrücke

"Zu guter letzt geb’ ich auch noch meinen Senf dazu. Während der Reise war’ ich notebook-los und damit blog-stat. Nicht ganz unabsichtlich, denn ich wollte mich bewusst voll auf den Genuss des Erlebnisses und das Fliegen konzentrieren. Umso mehr muss ich den beiden fleißigen Blog-Autoren danken, dass sie alles so zeitnah, ausführlich und treffend dokumentiert haben. Der daheim gebliebene Fan-Club war dadurch laufend bestens über unser Afrika-Abenteuer informiert. Fiebernd wurde auf die nächste Fortsetzung gewartet …

Senf dazugeben ist gar nicht so einfach, denn meine Eindrücke decken sich mit denen von Philip und Wolfgang. Ich kann da bestenfalls ein paar Unterstreichungen und Rufzeichen aus persönlicher Sicht hinzufügen:

Die absolut dickste Unterstreichung verdient die professionelle, vor allem aber auch herzliche Aufnahme. Der Flieger-Virus verbindet halt doch, sogar auch über eine so große Spanne wie zwischen F16-Top-Gun und 200-Stunden-Greenhorn. Wenn dann noch ein abendliches Lagerfeuer und ein Getränk dazukommen … (schau Wolfgang, wie politisch korrekt auch ich formulieren kann).

Afrika ist nicht nur heiß und Urwald. Afrika ist manchmal auch kalt und Industrie bzw. Bergbau. Südafrika ist in vielerlei Hinsicht deutlich anders als Österreich (no na). Die Apartheid ist abgeschafft, aber Mauern mit Hochspannungsdrähten d’rauf lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, in welchem sozialen Klima man sich befindet. Jeder halbwegs vernünftige Tourist weiß, wie klein da sein autonomer Bewegungsspielraum ist. Jedenfalls in der Großstadt. Und groß heißt da wirklich groß.

Im Busch wiederum ist es der fehlende Zaun, der zur Vorsicht rät. Zäune gibt’s zwar viele – insgesamt wahrscheinlich zig-tausende Kilometer davon – aber sie trennen einen nicht von den wilden Tieren. Man ist auf der gleichen Seite mit ihnen. Wer würde das in Zoo oder Zirkus tun? Ein prickelndes Gefühl …

Unterstreichenswert anders sind in Südafrika auch die fliegerischen Gegebenheiten. Insbe­sondere der offensichtlich unbürokratischere, zweckgerichtete, praktische, selbst­verständ­lichere Umgang mit der Fliegerei. Dazu ein paar Beispiele:

- Flugzeuge können auf einigermaßen ebenen und geraden Flächen starten und landen wenn sie genug lang und breit sind. In Südafrika kann man das auch praktisch üben, einschließlich der Inspektion der Landemöglichkeit durch tiefen Überflug bis zur anschließenden Landung. Was eine Landefläche in Österreich alles braucht, um – unter vielen Einschränkungen - benutzt werden zu dürfen, will ich hier aus Platzmangel gar nicht erst versuchen aufzuzählen.

- Flugzeuge geraten in unerwünschte Flugzustände. In Südafrika habe ich geübt, wie man aus diesen wieder herauskommt. In Österreich habe ich nur üben können, wie man vermeidet hinein­zu­kommen.

- Flugzeuge müssen Gott sei Dank selten, aber manchmal doch vorsorglich- oder not-gelandet werden. Das darf in Österreich nur andeutungsweise geschult werden. In Südafrika kann man das bis zu dem Augenblick üben, in dem man sieht ob’s gepasst hätte oder nicht. Das ist ein kompletter Anflug bis zur Inspektion der gewählten Fläche in ein paar Metern Höhe.

- Flugverkehr in entlegenen Gebieten koordiniert sich zwangsläufig selbst. In Südafrika kann man lernen, wie das sehr effizient funktioniert. In Österreich spricht man mit FIS, oder aus Mangel an Möglichkeit (Frequenz) oder Angst vor dem Amt lieber gar nicht. (Fairnesshalber muss man allerdings erwähnen, dass der Übergang von selbst kontrolliertem zu zentral kontrolliertem Verkehr auch in Südafrika noch nicht optimal gelöst erscheint)

Ich habe eine Menge gelernt, was ich in Österreich nicht, oder nicht so gut hätte lernen können. 20 Stunden in der Luft mit Landungen auf etwa 30 (sehr!) verschiedenen Plätzen innerhalb von wenigen Tagen übertrifft meine normal übliche Flugpraxis bei weitem. Bush Pilot Training ist wirklich Training, aber mit viel Erlebnissen und Vergnügen.

Besonders erwähnen möchte ich deshalb unbedingt die beiden südafrikanischen – ich darf doch sagen Fliegerkameraden Ian und Glen, die mir in ihren Rollen als Prüfer, Lehrer, Sicherheitspilot, Navigator, Kameramann, Schutzengel, Fremdenführer … professionellst zur Seite standen. Sie waren einfach suuuuuuper und haben diesem an sich schon wunderbaren Fliegerurlaub dann noch die Krone, das Schlagobershäubchen mit Staubzucker aufgesetzt.

Das soll aber keinesfalls die Beiträge aller anderen Beteiligten schmälern, die sowohl auf Seiten von Sky Africa als auch in der Gruppe zum Gelingen der Aktion beigetragen haben. Ohne Wolfgang jedenfalls, wär’ ich nicht in Afrika gewesen.

Allen: Danke!"